In der österreichischen politisch interessierten Szene ist Rudolf Fußi bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Kurz vor Beginn der Corona-Zeit startete er eine wöchentliche Sendung namens Bussi Fussi. Zuerst bei Puls4, dann die meiste Zeit eigenhändig per YouTube und zuletzt bei Okto.
Rudi, wie er oft genannt wird, ist kein Freund der feinen Klinge, um es mal so auszudrücken. Er spricht, wie ihm sein Maul (ich denke, er würde mir den Begriff nicht übel nehmen) gewachsen ist. Daher trägt er sein großes Herz oft auf der Zunge. Und das ist in der aktuellen politischen Welt eine mir willkommene Abwechslung. Kein Herumeiern, keine unnötige Political Correctness, keine Ausreden, eher eine Hand-on-Mentalität, wenn es um das Verbessern der Lebenssituation der in Österreich lebenden Menschen geht. Dabei spart er auch keinesfalls mit Kritik an allen Parteien inklusive der SPÖ, der er unter anderem auch mal zugehörig war.
In zahlreichen tollen Interviews mit heimischen Politikgrößen hat er das schon unter Beweis gestellt. Ich habe alle seine Episoden gesehen.
Nun ist das Format "Bussi Fussi" mit Folge 32 "Die Kanzlerrede" ausgelaufen. Dummerweise war die innenpolitische Situation am Donnerstag, dem Tag der Veröffentlichung, verständlicherweise aber auch gänzlich mit dem endgültigen Ausscheiden von Altkanzler Kurz beschäftigt. Daher möchte ich unbedingt auf diese Episode hinweisen.
In der Kanzlerrede stellt Rudi "sein politisches Programm" in einer Stunde und achzehn Minuten vor. Und zwar extrem gut politisch breit aufgestellt, wie ich finde.
Das politische Programm von Rudi Fußi
Seine Vision in acht Punkten hat er nochmal auf diesem Zusammenschnitt von zwei Minuten kurz zusammengefasst:
- Politisches Selbstverständnis
- Die strengsten Anti-Korruptionsbestimmungen und -Gesetze der EU
- eine große Transparenz-Offensive
- eine komplette Neugestaltung der Medienförderungen
- Abschaffung der Inseratenkorruption
- Entpolitisierung des ORF
- Leistung wird sich wieder lohnen
- Arbeitseinkommen werden massivst entlastet
- allgemeiner Mindestlohn von 1700€ netto
- Mindestlohn von 2500€ netto für Pflegerinnen und Pfleger
- Wohnraum wird der Spekulation entzogen
- Österreich soll zum Land der Eigentümerinnen und Eigentümer werden
- monatliche Wohnkosten werden für alle deutlich spürbar von zirka 60 Prozent auf ungefähr 30 Prozent des Monatseinkommens gesenkt.
- Klimaschutz
- Österreich soll von Platz 36 an die Weltspitze geführt werden.
- Bürger sollen sich den Strom selbst produzieren und die Anlagen auch selbst besitzen.
- Am Land soll es Angebote für Elektroautos um 290 Euro pro Monat geben.
- Die Schule der Zukunft wird von Expertinnen und Experten gestaltet
- Abschaffung jeglicher Einfluss von Politik und Lehrergewerkschaft.
- Optimale Grundlage für Lehre, Arbeit oder Studium.
- Abschaffung der Kinderarmut und bessere Unterstützung von Familien
- Österreich wird digitalisiert und entbürokratisiert
- frischer gesellschaftspolitischer Wind
- Tierwohl
- Tierwohlgerechte Landwirtschaft mit Beendigung von Massentierhaltung und jedweges Leid von Tiere.
- Gute, regionale Bioprodukte werden durch Steuern billiger werden als Massenprodukte aus der Agrarindustrie
Er betont dabei, dass er sich mit allen politischen Kräften beraten möchte und explizit die Expertinnen und Experten aus den jeweiligen Bereichen die grundlegenden Umsetzungen ausarbeiten lassen möchte.
Dabei hat sich Rudi auch gut vorbereitet. Er gab eine Umfrage in Auftrag, wonach etliche der Punkte inklusive Erbschaftssteuern und so weiter auch von der großen Mehrheit der ÖVP-Wähler gewünscht sind.
Nun ist es vollkommen klar, dass man gute Konzepte braucht, um die acht Visionen näher zur politischen Wirklichkeit wachsen zu lassen. Für etliche Dinge, hat Rudi Fußi bereits einen Plan, den er in der Langform der Rede auch ausführt. Die Finanzierung ist natürlich ein Kernpunkt dabei.
Ich kann jeder Person in Österreich dringend anraten, sich die Kanzlerrede in voller Länge anzuschauen. Ich habe selten besser investierte achtzig Minuten gesehen. So einem Programm kann ich gerne meine Unterstützung geben. Hoffentlich ist sowas mal tatsächlich auch wählbar.