Update 2017-07-13: ORF-Artikel mit Automaten-Hotline
Neulich, als ich einer Frau mit dem neuen ÖBB Fahrscheinautomaten geholfen habe ("Wie kann ich denn gleich die Rückfahrkarte kaufen?") und im Anschluss danach selbst am Automaten gescheitert bin, kam mir eine Idee. Diese Idee scheint mir so offensichtlich, dass ich mich ärgere, dass die ÖBB nicht selbst auf die Idee gekommen ist und sie gleich umgesetzt hat.

Ausgangsbasis ist das Ärgernis, dass ich auf meiner Handy-App Favoriten für Ausgangs- und Zielorte beziehungsweise gleich ganze Verbindungen machen kann. Doch am ÖBB-Automaten kämpfe ich jedes Mal aufs Neue mit dem dummen Teil. Wie heißt es denn nun wieder? "Wiener Neustadt" oder "Wr. Neustadt"? Warum kommt am Automaten in Graz "Wiener Neustadt" in der Vervollständigungskurzliste erst dann, wenn man es schon fast fertig getippt hat?

Dann viel mir auf, dass die ÖBB Vorteilscard einen individuellen QR-Code zu haben scheint. Sogar die interimsmäßige Papierversion aus der PDF-Datei weist diesen QR-Code auf.

Nun kommt meine glorreiche Idee: was hindert die ÖBB daran, in die Fahrscheinautomaten meine Vorteilscard auszulesen? Die Automaten scheinen schon einen CCD-Sensor (Digitalkamera) zu haben, der QR-Codes einlesen kann.

Mit so einer Funktion könnte die ÖBB ohne großen Aufwand mir meine letzten fünf bis zehn Destinationen in der Schnellauswahl vorschlagen. Damit müsste ich praktisch nie wieder wissen, ob es nun "Wiener Neustadt" oder "Wr. Neustadt" heißt. Ich hätte nie wieder das Problem, dass die Schnellauswahl unbrauchbar mies implementiert ist. Ich müsste meine Ziele fast nie wieder manuell eintippen. Mein QR-Code sagt dem Automaten auch, dass ich eine Vorteilscard besitze. Damit fällt auch diese Eingabenotwendigkeit weg. So viele Dinge werden dadurch möglich.

Die Automaten wären weniger lang mit verzweifelten Kunden belegt. Der Frust mit der offensichtlich mislungenen Oberfläche wäre ein kleinerer.
Also, liebe ÖBB: Warum hattet ihr diese Idee nicht? Warum habt ihr sie nicht umgesetzt?
Und Nein: die Android-App kann man durch die notwendige Berechtigung, alle meine Dateien lesen zu dürfen maximal als Schnüffelsoftware bezeichnen. Damit ist sie leider keine Alternative für die Fahrscheinautomaten:

Die Bewertungen und Benutzerkommentare der Android-App sprechen auch für sich: da dürften die selben Leute am Werk gewesen sein, die auch schon die neuen Automaten verhaut haben.
Ja, mein Unterton ist etwas sauer. Das kommt daher, weil ich nicht nur grundlos herumsudere, sondern ich bilde mir ein, dass ich weiß, wovon ich spreche. Schließlich war User Experience und Interface-Design im Speziellen auch ein wichiger Teil meiner beruflichen Laufbahn bisher. Und so etwas prinzipiell Einfaches und für die Allgemeinheit Wichtiges wie einen Automaten für Bahnkarten darf man einfach nicht mehfach schlecht umsetzen.
Der ORF brachte im Juli dann noch einen Artikel, wo eine Telefonhotline beschrieben wird, die man anruft, wenn man mit dem Automaten Probleme hat. An sich ein Armutszeugnis und faktisch ein Eingeständnis, dass sie nicht in der Lage sind, einen Automaten so zu designen, dass die Kunden damit klarkommen können.