- Updates
- 2017-06-15: Humus-Kommentar
- 2022-11-20: Überschriften; Bewegungsmelder; Nachtlicht; Netzwerk im Carport
- 2025-06-27: Klimaanlage, PV
Ich habe ein Haus gebaut. Wie bereits angekündigt.
Als ich mit dem Hausbau begonnen habe, erkundigte ich mich bei Freunden, die ebenso schon Häuser gebaut haben, worauf ich denn achten muss. Ein guter Freund formulierte seine Antwort in etwa so, dass die Probleme bei jedem Haus andere sind, sodass man sich schwer tut, generelle Ratschläge zu geben.
Ich probiere es trotzdem, obwohl ich inzwischen einsehe, dass man dabei nur allgemein bleiben kann.
Projektmanagement und Verbindlichkeiten
Sehr wichtig ist ein ausgeklügeltes Daten-Management von sich und allen beteiligten Gewerken. Nicht nur die eigene Wissensbasis, Aufgaben, Deadlines und Termine sind zu verwalten. Auch für wirklich alles, was man in Auftrag gibt, muss man entsprechendes Tracking durchführen.
Was ich bislang vom Durchschnittsbenutzer von Computern weiß, sind die meisten mit dem Organisieren ihres eigenen Lebens bereits vorm Hausbau überfordert. Besondere Herausforderungen an die eigene Disziplin warten daher auf jeden Häuslbauer.
Ich schlage vor, zu jedem Gewerk eine eigene Überschrift in den Aufzeichnungen zu machen, worunter man Notizen, Aufgaben und Termine festhält.
Der Hausbau dieser Tage lässt sich beinahe komplett übers Internet organisieren. E-Mails ist dabei das Medium der Wahl. Das Positive daran ist, dass dadurch alles schriftlich festgehalten wird. Gerade aus diesem Grund sollst du versuchen, wirklich alles per E-Mail auszumachen. Was nicht schriftlich festgehalten wurde, wird so nicht passieren. Da kann man noch so oft den mündlichen Beteuerungen diverser Firmen Glauben schenken - immer zusätzlich zumindest per E-Mail absichern, ganz wichtige Dinge auf Papier! Meistens steht hier keine böse Absicht von Gewerken dahinter: simples Vergessen oder einfache Missverständnisse sind der Grund für das Nichtpassieren.
Kommunikation
Ein Kindergarten ist es immer, wenn verschiedene Gewerke zusammenarbeiten müssen. Hier hilft es, wenn sich die jeweiligen Personen bereits von vorangegangenen Hausprojekten kennen und von sich aus miteinander sprechen. Zu oft musste ich bemerken, dass A auf B wartet aber das von sich aus nicht kommunizierte. Wenn du auf halbwegs zügiges Fortkommen bei deinem Hausbau Wert legst, immer proaktiv und periodisch alle Beteiligten anrufen und nachfragen, ob sie gerade auf etwas warten und welche Schritte gemacht wurden (oder eben nicht). Wenn ich mir für mein nächstes Hausprojekt etwas wünschen könnte, dann wäre das ein wöchentliches Jour-Fixe mit allen Gewerken, wo man direkt bespricht, was demnächst läuft und eventuelle Koordination oder Probleme vorab klärt.
Um mit den Gewerken effizient und ohne Missverständnisse kommunizieren zu können, ist es sehr hilfreich, wenn man deren Sprache lernt. Meine Eltern besorgten mir das Buch von dem Typen hinter der ATV Show "Pfusch am Bau". Durch solche Bücher lernt man mit Begriffen wie "weiße Wanne" umzugehen, kann verschiedene Arten von Heizungen gegeneinander abzuschätzen und versteht, weshalb man außenliegende Kellerabgänge tunlichst vermeiden soll. Keine Ahnung, ob dieses Buch hier positiv hervorsticht - ich habe mich hauptsächlich für den Rohbau darauf beschränkt.
Planen
Beim Planen deines Hauses solltest du möglichst früh bereits genaue Vorstellungen zur Position von Möbeln (vorhandene oder geplante Käufe) haben. Dazu empfiehlt sich ein maßstabsgetreuer Plan auf Papier mit ebenso maßstabsgetreuen ausgeschnittenen Möbel-Rechtecken zum Herumschieben. Dabei bemerkt man schnell, wo Platz eng wird, wie man die Zimmer doch anders einrichtet und wo man die hoffentlich zahlreichen Netzwerk- und Steckdosen setzt.
Trotz Vorwarnung von vielen anderen Häuselbauern habe selbst ich an den falschen Stellen Steckdosen und an wichtigen Stellen keine. Gleiches gilt für die Netzwerkdosen. Auch die Position der Deckenlampen lässt sich mit einem Plan, der die Möbel beinhaltet, besser planen. Meine Lampenpositionen überließ ich dem Elektriker, was meistens gut klappte, bei einigen Zimmern aber leider nicht so ganz. Bei Strom- und Netzwerkbuchsen nicht auf das Carport und die Außenwände vergessen. Ich habe leider nur Strom (inklusive Starkstrom für eine künftige Wallbox) ins Carport verlegt aber leider keine Netzwerkkabel. Das muss ich jetzt umständlich im Nachhinein korrigieren, damit ich Wallbox und Außenmodem (5G) betreiben kann.
Dein Elektriker freut sich, wenn du mit einem handgezeichneten Plan zu ihm kommst, wo man wie welche Lampen schaltet. Aber selbst dann sollte so viel wie möglich schriftlich festgehalten werden. Meiner Erfahrung nach können zwei Menschen trotz Plan wunderbar aneinander vorbeireden.
Ich persönlich empfehle in allen Durchgangszimmern Bewegungsmelder, die das Licht einschalten und nach einer einstellbaren Zeit wieder abschaltet. In meinem Stiegenhaus habe ich alle Ebenen gleichzeitig so ein- und ausgeschaltet, sodass ich nie ins Finstere gehen muss.
Im Bad, im Schlafzimmer als auch am Gang dazwischen habe ich die Option, Abends ein sehr deutlich gedimmtes Licht zu verwenden, damit ich vorm Schlafengehen als auch in der Nacht nicht vom grellweißem Licht geblendet werde. Im Schlafzimmer kann ich diese LED-Beleuchtung mittels zwei Steckdosenfernbedienungen von jedem Nachtkastl aus steuern.
Generell gilt: immer den Leuten erklären, warum man etwas will und nicht nur dass man etwas will. So haben die Gewerke eine Chance, selbständig zu denken beziehungsweise auch oft wesentlich bessere Lösungen vorzuschlagen.
Meine ganz bewusste Entscheidung war es, keine Smart-Home-Hardware in Wände zu integrieren. Einerseits kann ich nie davon ausgehen, dass das Jahrzehnte in der Form funktionieren wird. Andererseits kann ich das Haus niemals beispielsweise einem älteren Ehepaar weiterverkaufen. Weiters wäre es für mich ein No-Go, dass ich nicht weiß, was welcher Schalter macht oder wenn ein Schalter mal nicht das macht, wofür er gedacht ist. Wenn man etwas Smart-Home-Funktionalität einfach "dazwischenstecken" kann, ist mir das viel lieber. Ich habe beispielsweise mit einigen Shelly Plug S deutlich mehr Spaß als mit einem teuren Smart-Home à la Loxone. Ausnahme: die Sensoren und Kabel einer Alarmanlage gehören für mich in die Wand und in die jeweiligen Fensterrahmen integriert.
Wir haben eine Luft-Wärmepumpe für Warmwasser, Heizen und die Wohnraumlüftung. Super Sache und bei den laufenden Kosten super günstig. Wir haben auch den Aufpreis nicht gescheut, damit das System im Sommer auch kühlen kann. Das stellte sich dann allerdings als suboptimal heraus: wir haben im Sommer mehr Stromkosten gehabt als mit den Heizkosten im kältesten Winter. Leider war auch die Kühlleistung nur auf wenige Grad Reduktion beschränkt. Dadurch, dass man mit der Fußbodenheizung kühlt aber die Hitze an der Decke steckt, ist das leider recht ineffizient, sofern man nicht extra-Schläuche zum Kühlen in den Decken verlegt. Mit entsprechendem Aufpreis. Außerdem war dann im Sommer der Fußboden immer unangenehm kalt beim Gehen.
Nachdem wir uns einige Jahre später eine PV-Anlage angeschafft haben, entschlossen wir uns dann auch für eine Klimaanlage, um beispielsweise im Sommer von der Strom-Überproduktion in Form von Kühlung zu profitieren. Das zentrale Außengerät und drei Innengeräte im Oberstock in den beiden Büros als auch im Schlafzimmer. Hierbei passiert die Kühlung deutlich effizienter: durch Offenlassen der Türen im Haus geht im Stiegenhaus die warme Luft nach oben. Bei angenehmen 25℃ lässt es sich auch in den oberen Büros nun hervorragend arbeiten, wenn draußen eine Hitzewelle hereinbricht. Die Kühlfunktion der Wärmepumpe haben wir deaktiviert und somit kommen wir einerseits kühler und andererseits auch sparsamer durch den Sommer. In der Übergangszeit nutzen wir die Klimaanlage auch zum Heizen, wenn die Fußbodenheizung kurzfristig noch nicht warm genug ist.
Wenn man es sich leisten kann, ist also eine Mitberücksichtigung einer Klimaanlage besser als die Kühlfunktion der Wärmepumpe mit den Schleifen der Fußbodenheizung. Und sei es auch nur, dass man die Position vom Außengerät mitplant und etwaige Leerverrohrung von vorn herein macht.
Bezüglich der PV-Anlage kann ich auch nur dazu raten, zumindest Leerverrohrungen mitzuberücksichtigen. Falls Kabel in der Leerverrohrung gleich mitverlegt werden (wie bei uns), ist darauf zu achten, dass es die korrekten Kabel und ausreichend viele Kabel sind. Unsere beim Bau mitverlegten Kabel konnten wir dann nicht nutzen, da unser Elektriker nicht bedacht hat, dass wir mehr als einen Strang brauchen. Das war leider eine Fehlinvestition und die Kabel liegen sinnlos herum.
Wer an Fassaden-PV-Module denkt, der kann gleich Montageaufnahmen mitplanen. Wir hätten sehr gerne auch für die Winterzeit Fassadenmodule montiert, was daran gescheitert ist, dass sich ohne Montageaufnahmen keine Firma traut, die Fassade entsprechend anzubohren. Dabei hätten wir so viel PV-Fläche an der Fassade genau nach Süden ...
Erdbewegungen
Ein beliebter Schmäh von Baufirmen ist es, die gute Humus-Schicht vom Grundstück bei Baubeginn abzutragen und teuer weiterzuverkaufen anstatt es vor Ort zu lagert. Nach Fertigstellung vom Bau muss dann der Bauherr teuer Humus zukaufen und auftragen oder man bekommt sowieso nur extrem niederwertiges Material aufgetragen. Ich würde von Anfang an darauf bestehen, den eigenen Humus in der Nähe zwischenzulagern und dann wieder aufzubringen.
Dokumentation
Während aller Bauphasen wirst du hoffentlich tausende von Fotos machen: alle Installationsverlegungen, jede komplizierte Ecke, alle Rohre, den Verlauf von Leitungen, die Ausführung von jedem Teil in allen Stufen, einfach alles. Trotz tausender Fotos, die ich gemacht habe, bin ich im Nachhinein auf etliche Dinge d'raufgekommen, die ich leider nicht festgehalten habe. Es gibt sehr viele Gründe, weshalb diese Fotos später von Nutzen sein können. Auch hier ist es notwendig, die Fülle von Fotos durch ordentliches Management auch nutzbar zu halten.
Finanzielles
Noch eine generelle Regel: es kostet immer alles mehr, als man gerechnet hat. Also bloß nicht ohne großzügigen finanziellen Polster bauen. Ansonsten muss man beim Bau Abstriche bei Dingen in Kauf nehmen, die man im Nachhinein nicht oder nur sehr teuer besser machen kann. Meiner Meinung nach kann man den Hausbau im Vorhinein nicht so genau abschätzen, dass man die Kreditsumme auf die Kostenprognose festlegt. Eventuell nur mit Ausnahme von einem Projekt mit Generalunternehmer, wo eine vorab ausgemachte Pauschalsumme garantiert(?) nicht überschritten werden kann.
Apropos Kredit: vergleichen zahlt sich aus. Ein Finanzberater hat sich für mich bei mehreren Banken schlau gemacht, fand aber mit seinem Bestangebot einen Kredit, dessen Kosten beinahe beim Doppelten lagen im Vergleich mit einem Kredit meiner eigenen Internet-Recherche. Das sind sehr viele tausende Euros, die ich mir alleine dadurch sparen konnte. Alles, was mit Banken in Richtung Kredit abläuft, ist sehr zäh und man leistet dutzende von Unterschriften. Obwohl ich der Bank sehr, sehr viel Geld bringe, herrscht noch die Auffassung, dass man als Kreditnehmer ein Bittsteller ist.
Falls du zusätzliche Tipps für den Häuslbau hast, einfach unten einen Kommentar anhängen!