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Kriterien für den Berufseinstieg

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Bei der diesjährigen Teconomy 2011 an der Technischen Universität Graz gab es wieder allerlei Firmenbeteiligung. Da ich mitten in meinem vierjährigen Vertrag als Assistent bin, ist diese Jobmesse nur von geringer Bedeutung. Was mich dieses Jahr trotzdem beschäftigte war das Faktum, dass die Teconomy im Vorfeld an alle Studierenden (mich als Dissertanten eingeschlossen) eine Broschüre versendet hat, in der sich die Firmen vorgestellt haben.

Pro Firma eine Seite mit einem sehr interessanten Detail: in einer vorgegebenen Tabelle haben die Firmenvertreter ihre jeweilige Relevanz für Notendurchschnitt, Berufserfahrung, Studiendauer, Auslandserfahrung, Fremdsprachen und außeruniversitäres Engagement eingetragen.

Das habe ich mir genauer angeschaut.

Leidergottes haben nicht alle Firmenvertreter die "1" mit "ist uns am Wichtigsten" interpretiert. Bei wenigen Firmen ist es offensichtlich, dass sie die größte Wichtigkeit bei "5" angenommen haben. Dies ist meiner Meinung nach auf alle Fälle bei neun der 60 vorgefundenen Tabellen der Fall. Bei einigen anderen Firmen kann man darüber diskutieren, wie sie das gesehen haben. Bei der Unklarheit bezüglich der Semantik der "1" bis "5" ging offenbar etwas bei der Kommunikation im Vorfeld schief.

Weiters haben einige Firmen einige einzelne Felder gar nicht ausgefüllt. Keine Ahnung, wie das zu bewerten ist. Bei einigen wenigen Firmen fehlte die entsprechende Tabelle komplett. Da dürfte etwas verschlampt oder nicht rechtzeitig angekommen sein.

Ich habe für mich diese Ausnahmefälle ignoriert und über alle abgegebenen Werte die Durchschnittszahlen berechnet:

Durchschnittswerte der Firmenauswahl
Kriterium Durchschnitt
Notenschnitt 2.38
Berufserfahrung 2.13
Studiendauer 2.45
Auslandserfahrung 2.51
Fremdsprachen 1.83
ausser-Uni Engagement 2.10

Auffällig ist, dass die Auslandserfahrung die wenigste Relevanz bekommen hat, wohingegen gerade die Fremdsprachen mit Abstand das Wichtigste für die durchschnittliche Firma zu sein scheint. Firmen wollen also, dass wir im Inland die ausländischen Sprachen lernen ;-)

Der Rest ist so im Mittelfeld, wobei ich vermute, dass nur die Fremdsprachen statistisch signifikant herausragen. Es ist daher müßig zu interpretieren, dass das außeruniversitäre Engagement (RoboCup, TUG Racing Team, LaTeX@TUG, die Grazer Linuxtage, und so weiter) von den Firmen bei den Einstellungegesprächen gut honoriert wird.

Gleich darauf folgt die Berufserfahrung, die bei einer Messe für Frisch-Akademiker zumindest "interessant" erscheint. Jedoch meine auch ich, dass ein TU-Abgänger ohne Berufserfahrung neben dem Studium (Werksverträge und einschlägige Ferienjobs im Fach) wesentlich besser einsetzbar ist, als ein mit Bestnoten gesegneter Mindestsemesterkandidat. Würde ich noch an die Vernunft der Politiker glauben, würde ich an dieser Stelle einen Hinweis setzen, der der immer weiter grassierenden Verschulung und Verschnellerung der Studien einen Kontrapunkt verleiht.

Hier sind noch die Rohdaten der abgegebenen Bewertungen als CSV zum Herunterladen. Die mit einem Stern gekennzeichneten Firmen sind diejenigen, bei denen ich vermute, dass sie 1 und 5 anders interpretiert haben als die restlichen Firmen.

Update:

Michael Krisper hat mit den Daten einen Boxplot erzeugt, der die Ergebnisse noch besser visualisiert. Danke!

Boxplot mit den Kriterien eines Einsteigers

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