π

ORF III und die ungewollte Förderung von Wissenschaftsskepsis durch Homöopathie

Show Sidebar

Kürzlich sah ich "MERYNS sprechzimmer: Heilt Homöopathie?" im ORF III:

Von Natur aus wirksam? Von der wissenschaftlichen Medizin wird die Homöopathie als pharmakologisch wirkungslose, in einigen Fällen sogar riskante Behandlungsmethode abgelehnt - auf der anderen Seite schwören viele Menschen auf ihre Wirkung. Man fragt sich also, warum. Homöopathie gehört in den Bereich der Alternativmedizin und beruht auf Vorstellungen von Samuel Hahnemann aus dem Jahr 1796, wonach für die Behandlung ein Arzneimittel anzuwenden ist, das in höherer Konzentration an Gesunden ähnliche Symptome hervorruft wie die Krankheit, behandelt wird also nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Eine wissenschaftliche Begründung und ein Nachweis für eine pharmakologische Wirksamkeit homöopathischer Arzneien existiert für die klassische Medizin nicht, obwohl es lt. Vertretern der Homöopathie zahlreiche Studien gibt, die diese beweisen. Also alles Placebo-Effekte? Aber gilt nicht: Wer heilt, hat Recht?, diese Fragen diskutiert Internist Siegfried Meryn mit Dr. in Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu, Allgemeinmedizinerin, Psychotherapeutin und Präsidentin der "Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin, Dr. Wolfgang Maurer, Facharzt für Labormedizin, Biochemiker und Mitglied der "Wiener Skeptiker" sowie Othmar Friedl, der selbst gerne auf Homöopathie zurückgreift und überzeugt ist, dass sie wirkt.

Das Setting war also: ein Internist interviewt eine Homöopathin, einen Facharzt für Labormedizin und Biochemiker und einen Laien, der auf Homöopathie schwört.

Da sich Herr Meryn neutral zeigen will, nimmt er leider nicht die Rolle ein, die ein Mann der Wissenschaft einnehmen müsste: er lässt diverse Aussagen der Homöopathiefreunde unkommentiert stehen. Wenn er etwas einwendet, dann so, dass zur Homöopathie geneigte Personen nicht unbedingt heraushören, dass hier gegen die wissenschaftliche Methode als auch Stand der medizinischen Forschung argumentiert wird.

Beispielsweise sagt der Laie, dass die Wissenschaft das eine sagt und die Homöopathen das andere und weil man sich dann nicht auskennt, soll man nur auf seine eigene Erfahrung vertrauen. Also ob diese Frage eine Sache der Meinung oder des Gefühls wäre. Ich halte diese Einstellung für äußerst gefährlich.

Homöopathie kostet dem Steuerzahler sehr, sehr viel Geld. Obwohl es keine Wirkung gibt, die über den Placeboeffekt hinaus geht, zahlen besonders in den deutschsprachigen Ländern viele Kassen die enormen Kosten der Zuckerkügelchen. Hier wird eine Milliardenindustrie unterstützt, die noch nie eine Wirkung nachweisen konnte und bei der sich verzweifelte Menschen Hilfe erwarten, wo bei ernsthaften Erkrankungen keine zu erwarten ist.

Ich bin der Meinung, dass die Sonderstellung der Homöopathie sofort abgeschafft werden muss. Genauso wie nicht-homöopathische Medizin muss jedes homöopathische Mittel zuerst einen Wirknachweis erbringen, bevor es auf den Markt kommen darf. Diese Ausnahme, wo ohne Wirkung daraus ein apothekenpflichtiges Produkt erzeugt wird, ist ein Skandal.

Kürzlich hat Mai in einer MAITHINK X Show die Homöopathie ernst genommen und ziemlich genial hergeleitet, dass sich der Hokuspokus von selbst entlarvt, wenn man ihn nur weiter denkt als die Schwurbler so oberflächlich argumentieren. Sehr unterhaltsam - sollte ein Pflichtvideo in allen Schulen sein.

Der Bildungsauftrag durch ORF III ist bei diesem Thema leider komplett danebengegangen. Hier muss man der Bevölkerung dringend etwas mehr Aufklärung vermitteln, anstatt das weiterhin wie eine Meinung dastehen zu lassen. Das Leben von Menschen soll nicht von unwirksamer Schwurbelei auf Spiel gesetzt werden.

Comment via email (persistent) or via Disqus (ephemeral) comments below: