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Erfahrungen und Tipps zu meiner Arbeitssuche

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Ich war auf Arbeitssuche und habe nun eine neue Aufgabe gefunden. Ich werde hier nicht über meinen künftigen Arbeitgeber schreiben, da dieser Blog ausschließlich meine Privatmeinung wiedergibt und ich keine Vermischung dahingehen möchte.

Nur soweit: die Firma habe ich über persönlichen Kontakt gefunden. Das war insofern auch etwas überraschend, als dass schlussendlich vier Personalvermittlungsfirmen mit mir gemeinsam nach Jobs Ausschau gehalten haben und mir durchaus einige interessante Kontakte ermöglicht haben. Es war sehr spannend, Firmen im Bereich in und um Graz genauer kennenzulernen.

Dieser Beitrag hier gibt ein paar Lessons Learned wieder, da mich der Leyrer dazu motiviert hat. Er hat auch gesucht und darüber gebloggt.

Aktueller Jobmarkt

Derzeit herrscht große Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern. Insofern sind die Zeiten für Arbeitssuchende rosig. Wer programmieren kann, muss sich gar keine Gedanken machen: solche Leute werden quasi vom Fleck weg engagiert.

Personalfirmen und Berufswunsch

Ich habe durchaus gute bis sehr gute Erfahrung mit den Personalfirmen gemacht. Typischerweise gibt es am Anfang ein langes Telefonat oder ein persönliches Gespräch, um die Motivationen und den Background näher kennenzulernen.

Das kam mir sehr entgegen, da ich auf die Frage "was wollen Sie denn machen?" keine genaue Antwort kannte. Da ich mit jedem meiner Jobs einen Job machte, den ich vorher nicht gemacht habe oder gar gekannt habe, bin ich offen für Herausforderungen, die mich einfach interessieren. Bislang ist diese Herangehensweise auch recht positiv von den Firmen angenommen worden. Entsprechend breit gestreut waren dann auch die Tätigkeiten der konkreten Angebote: von CISO, über Zertifizierungsmanager, Projektleiter bis hin zu Consultingaufgaben.

Bewerbungsformulare

In meiner Branche laufen Bewerbungen entweder über persönliche Gespräche, Email oder Webformulare ab. Letztere sind meistens eine große Qual.

Mein Lebenslauf liegt mehrsprachig als PDF vor. Doch so manche Webformulare erfordern es allerdings, jeden einzelnen Posten des Lebenslaufes in entsprechende Felder online einzutragen. Dabei musste ich ständig mit Programmierfehlern kämpfen, die meine Motivation zusehends verschlechterten. Anhand des weiteren Verlaufes der Bewerbungsverfahren habe ich gelernt, dass Firmen, die es Bewerbern auf diese Art und Weise schwer machen, es den Aufwand selten wert sind. Bei keiner dieser Firmen kam es zum Erstgespräch. Ich persönlich werde in Zukunft vermutlich verzichten, bei solchen Firmen Bewerbungen abzugeben, wenn es sich irgendwie verhindern lässt.

Einen bemerkenswerten Fall hatte ich noch mit einem Webformular. Hier musste ich meinen Lebenslauf als Word- oder PDF-Datei hochladen. Nach relativ kurzer Wartezeit präsentierte mir der Webdienst ein detailliert ausgefülltes Formular mit den Daten aus meinem PDF. Das funktionierte zu meinem Erstaunen sehr gut.

Auszeit

Zwischen zwei Jobs ist es durchaus begrüßenswert, wenn man sich eine kleine Auszeit einrichten kann. Da ich im Sommer über fünf Wochen im Ausland war, habe ich meine aktive Jobsuche erst Anfang September begonnen. Ich rechnete mit einer Anstellung ab Anfang November.

Da sich der Prozess weitaus länger als geplant hingezogen hat, ist mein Rat: mach' dir eine priorisierte Todo-Liste von Dingen, zu denen du sonst nie kommst. Danach arbeitet sie konsequent nach Prioritäten ab. Egal, wie lange die einzelnen Projekte dauern. Meine Liste konnte ich bislang fast zur Gänze abarbeiten.

In meiner Auszeit habe ich mich bei sympathischen Non-Profit-Organisationen für Workshops und Vorträge freiwillig gemeldet. Ich habe einen langen Artikel für das LinuxUser-Magazin 02/2020 geschrieben. Einige lange Blogbeiträge wurden endlich fertiggeschrieben. Ich habe etwas Literatur gelesen, die ausnahmsweise keine Fachliteratur war. Die geniale Schell Collection, das Naturhistorisches Museum Wien und das Technische Museum Wien habe ich ausgiebig besucht. Als Testperson war ich in automatischen Fahrzeugen unterwegs. Bei der EmacsConf 2019 habe ich mitgearbeitet. Meinen Hauptrechner werde ich auch noch ein aktuelleres Betriebssystem aufzwingen.

Dank dem noch guten sozialen Netz von Österreich ist das alles ein kleiner Vorgeschmack auf das Bedingungslose Grundeinkommen, das sich so viele von uns wünschen.

Reaktionszeiten

Im September kämpfte ich bei der Jobsuche derweil noch mit so mancher Verzögerung durch Urlaube. Und auch sonst waren die Antwortzeiten der Firmen nicht nach meinen Vorstellungen. Hier eine kleine Auswertung als Boxplot, wie viele Tage ich für Erstgespräche, Zweitgespräche bis hin zu Entscheidungen (Ablehnung meinerseits, Ablehnung von der Firma bzw. Zusage meinerseits) warten musste.

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Antwortzeiten der Firmen bis zum ersten und zweiten Gespräch beziehungsweise zur Absage oder Zusage.

Die Bandbreite ist demnach durchaus beachtlich. Die Firma, bei der ich dann unterschrieben habe, war übrigens mit Abstand die schnellste. Zwischen erstem Email und Meetingszusage vergingen Stunden. Beim Erstgespräch bekam ich eine fixe Zusage zu einem Angebot, das dann wenige Arbeitstage später folgte. Eine einzigartige Ausnahme.

Kommunikationsleistung

Bewerbung per Email hat so seine Tücken. Manches Mal kämpft man gegen die Spamfilter der Kommunikationspartner. Dabei stellte ich mit Bedauern fest, dass ein Verschwinden von Emails im Spam-Filter als unausweichliches Schicksal empfunden wird. Vorbei sind die Zeiten, wo man sich bei solch einer Fehlleistung entschuldigt hat und den Spamfilter so umkonfiguriert hat, dass das nicht mehr passieren kann.

Um das Festhängen in Spamfiltern etwas zu reduzieren, habe ich meinen Lebenslauf nicht als Anhang, sondern als URL verschickt. In einem Fall wurde sogar das zum Verhängnis. Wiederholt bekam ich die Aussage, dass mein URL falsch sein muss. Als ich dann mein Email als Zitat retourniert bekam, musste ich erkennen, dass das Firmenkommunikationsnetzwerk offenbar in der Microsoft Office-Cloud beheimatet ist. Diese hat meinen relativ einfachen und kurzen URL mit einem anderen URL über einen Microsoft-Proxy-Dienst ersetzt. Und dieser funktionierte tatsächlich nicht. Soetwas passiert, wenn man wesentliche Geschäftsprozesse an einen Cloud-Dienstleister auslagert. Dann kann man halt keine URLs mehr problemlos empfangen und nichts dagegen tun.

Damit ich selber nicht durcheinanderkomme, habe ich ausgiebig Notizen festgehalten. Schließlich habe ich mit über 25 Firmen mit jeweils meist mehreren Kontakten kommuniziert. Da zahlt sich eine gute Selbst-Organisation aus.

Firmenbewertungsplattformen

Services wie Kununu sind für Bewerber sehr aufschlussreich, da hier Menschen ihre Arbeitgeber anonym bewerten können. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. Hier darf man nicht alles glauben. Ebenso ist auch klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass verärgerte Menschen diese Möglichkeit als Ventil verwenden größer ist, als dass zufriedene Mitarbeiter Lobeshynmen formulieren.

Jedoch grobe Tendenzen zur Firmenkultur als auch zu erwartende Mitarbeiterkonditionen sind gut erkennbar.

Xing und LinkedIn

Ich habe auf Xing und seit Kurzem auch auf LinkedIn ein Profil mit vielen beruflichen Kontakten aufgebaut. Deshalb ist es naheliegend, dass man bei der Suche nach einem Job einerseits auf das Netzwerk und andererseits auf die in der jeweiligen Plattform integrierten Jobsuchefunktionen zurückgreift.

Xing ist hier vom Aufbau her sehr hilfreich. Rasch konnte ich herausfinden, wie man sich arbeitssuchend meldet, damit Personaler gezielte Suchen verwenden können.

Auf LinkedIn war das zu meiner Überraschung völlig anders. Hier muss man so unschöne Workarounds machen und sich zu irgendeiner Firma "dazumelden", die irgendwie mit "Arbeitslos" oder "Jobsuche" heißt. Insofern arbeitet ich dort derzeit für "TBD" und habe einen Job erfunden, wo ich etwas dazuschreiben konnte, was mit meiner Arbeitssuche zu tun hat: "Open to new and exiting opportunities". Aus meiner Perspektive eine glatte Bankrotterklärung von LinkedIn als Hilfsmittel zur Arbeitssuche.

Es ergab sich auch in Summe kein einziger(!) konkreter Kontakt zur Arbeitssuche mittels Xing und LinkedIn. Keiner. Nichts.

Das lässt mich durchaus nachdenken, ob die Pflege eines Netzwerkes auf solchen Plattformen die Nachteile (LinkedIn-Spam!) noch Wert sind.

Gespräche

Die über ein Dutzend persönlichen Gespräche mit diversen Mitarbeitern von interessierten Firmen habe ich sehr genossen. Einerseits, konnte ich die Firmen kennenlernen, von denen man sonst nur ums Eck etwas hört oder liest. Andererseits waren alle sehr entgegenkommend in der Suche nach einem passenden Aufgabenfeld. Dem Ego tut es sicherlich auch ganz gut, wenn man hört, wie wertvoll man für die Unternehmen wäre. Werbungsverhalten halt.

Zur Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen eine sicherlich unvollständige Liste von Tipps:

Fazit

Wenn man den Vorteil hat, hauptberuflich sich einen Job suchen zu können, hat man zahlreiche Vorteile. Man ist frei in der Terminfindung mit Firmen, private Projekte können erledigt werden und man kann den Kopf frei bekommen.

Im Jänner werde ich wieder für eine Firma arbeiten. Das bedeutet, dass ich weniger Commits auf GitHub beisteuere und etwas weniger blogge. Es bleibt spannend.

Für alle diejenigen, die gerade auf Arbeitssuche sind: viel Spaß dabei und toi toi toi!

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