CLOSED: [2017-12-24 Sun 12:48]
:PROPERTIES:
:ID: 2017-12-24-Zettelkasten
:CREATED: [2017-12-24 Sun 10:50]
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:LOGBOOK:
- State "DONE" from "NEXT" [2017-12-24 Sun 12:48]
:END:
Der heise-Verlag hat mich wieder mit einem genialen Beitrag
überrascht: [[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Wenn-der-Kasten-denkt-Niklas-Luhmann-und-die-Folgen-3919843.html][Missing Link: Wenn der Kasten denkt - Niklas Luhmann und
die Folgen]]
[[https://de.wikipedia.org/wiki/Niklas_Luhmann][Niklas Luhmann]] war ein deutscher Soziologe und
Gesellschaftstheoretiker. Er publizierte unglaublich viele Werke und
sein zentrales Werkzeug war ein [[https://de.wikipedia.org/wiki/Zettelkasten][Zettelkasten]]. [[http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/toc/ZKLuhm/1/][Der Kasten bestand aus
24 verhältnismäßig kleinen Kästen gefüllt mit tausenden von sehr
dünnen A6-Zetteln]]. Die Zetteln sind alle mit einem interessanten
Nummernsystem versehen beinhalten kurze Gedanken und Verweise.
Das für mich interessante dabei ist das Verständnis, dass der
Zettelkasten kein Archiv ist, sondern ein Werkzeug, das neue Gedanken
hervorbringt und Ausgangsbasis von Luhmanns produktiver Arbeit war.
*** Der Zettelkasten
Die einzelnen Zettel sind keine wertvolle Erkenntnis. Sie sind im
Kontext der anderen Zetteln eine neue Information. Zufälligkeit und
Entdeckbarkeit für Gedanken sind integraler Bestandteil der Sammlung.
Inherente Erweiterbarkeit mit Vertiefung in unvorhergesehene Themen
sind möglich. Dafür gibt es die Kombination von manuell geschriebenen
Schlagwortregistern mit deren Verweise und den Verweisen auf darin
referenzierten inhaltlichen Zetteln.
Und das alles auf Papier.
Hier ein fünfeinhalb Minuten langer Bericht über das Projekt der
wissenschaftlichen Aufbereitung vom Zettelkasten:
#+BEGIN_EXPORT HTML
#+END_EXPORT
Weiters interessant ist der Gedankengang, dass die Ordnung der Zettel
an sich beinahe egal ist, solange man sie über Verweisketten finden
kann. Selbst die Schlagwortregister sind nicht vollständig, sondern
beinhalten nur die wichtigsten Einstiegspunkte. Darin unterscheidet
sich der Zettelkasten von einer Volltextsuche, die potentiell sehr
viele nicht relevante Ergebnisse liefert und die Perlen darin
untergehen.
Wenn dich das Thema vom Zettelkasten genauso interessiert wie mich,
dann wird dir der folgende 45-Minuten-Vortrag über Luhmann, den
strukturellen Aufbau vom Zettelkasten und wie Luhmann damit
interagiert hat:
#+BEGIN_EXPORT HTML
#+END_EXPORT
*** Die Ordnung von Dingen
Ich erkenne da eine gewisse Parallele [[http://karl-voit.at/tagstore/en/papers.shtml][zu meiner wissenschaftlichen
Arbeit mit TagTrees und tagstore]]. Die Ordnung von Information ist
egal, solange man beim Suchen darauf zurückkommt. In anderen Worten:
Nicht die Ordnung der Information zählt, sondern die Art und Weise,
wie die Information neu aufbereitet wird, wenn man danach sucht.
Mit dieser Idee bekommt man auch einen vielversprechenden Hebel für
die nach wie vor ungelöste Problematik, dass verschiedene Menschen
verschiedene kognitive Modelle von "Information" und deren Struktur
haben.
In der Praxis sieht man das sehr oft in Diskussionen, wie man Dateien
benennt, Ordnerstrukturen gestaltet und Gliederungen findet, bei der
mehr als eine Person beteiligt sind. Aus neutraler Sicht haben in der
Regel alle Beteiligten Recht, verfolgend aber unterschiedliche
Ansätze. Als "Lösung" wird meistens "vom Chef" eine gemeinsame
Struktur entwickelt, an sie sich alle Beteiligten zu Halten haben.
*Ich finde, wir brauchen unbedingt Systeme, die uns dabei unterstützen, dass eine jede Person mit ihrem eigenen, funktionierenden kognitiven Modell arbeiten darf!*
*** Mein Ansatz
Ein vielversprechender Ansatz dazu ist das Bilden von
Navigationsstrukturen wie TagTrees aufgrund von Schlagworten. Ich habe
dazu [[id:2014-05-09-managing-digital-photographs][mein Dateiverwaltungstoolset]] um eine simple Form von
TagTrees-Funktionalität erweitert. Das ist in meiner persönlichen
Praxis schon eine ziemlich tolle Hilfe. Hierzu habe ich noch sehr
viele tolle Ideen. Nach und nach werde ich die eine oder andere davon
in meinem Werkzeugkoffer implementieren.
Von den Problemen vom kooperativen Arbeiten zurück zur persönlichen
Ebene, zum Zettelkasten.
Mein Zettelkasten ist - für die Stammleser meines Blogs kein Wunder -
[[id:tags-emacs][Emacs/Org-mode]]. Ich habe im Vergleich zu Luhmann ein stark
abgespecktes Konzept für mein externalisiertes Gehirn. Im Gegensatz zu
Luhmann verwende ich nicht so viel Zeit zur Pflege meiner Sammlung.
Ich komme ohne Schlagwortregister aus und nutze stattdessen die
wunderbaren Möglichkeiten, mir Ansichten zu Informationen durch Suche,
Sparse Trees, Agenda und so weiter bei Bedarf abzuleiten. Verweise
sind natürlich mit Hyperlinks gemacht - auf andere Überschriften oder
Dateien oder Web-Resourcen. Soweit komme ich ziemlich gut damit klar.
Ich wäre äußerst gespannt, was Luhmann zu einem Werkzeug wie Org-mode
gesagt hätte.
Schleierhaft ist mir, wie die meisten Menschen es schaffen, ohne eine
gepflegte Wissensbasis auf lange Sicht auszukommen.
*** Kommentare
:PROPERTIES:
:END:
2017-12-27 schickte Christian folgende Zeilen:
#+BEGIN_QUOTE
Ich wollte hier im Blog auch schon auf den Zettelkasten hinweisen, da
ich vermutete, dass Dich das interessieren könnte. Ein interessanter
Blog-Beitrag zur Arbeitsweise von Lumann findest Du auch hier:
https://strengejacke.wordpress.com/2013/08/30/arbeiten-mit-elektronischen-zettelkasten/
Darin wird auch das Problem von Kategorien vs. Schlagwörtern angesprochen.
#+END_QUOTE