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Die Presse schreibt einen gefährlichen Leitartikel über Homöopathie

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Heute musste ich in der Presse einen Leitartikel von Oliver Pink über Homöopathie lesen.

Das Thema Homöopathie ist in erster Linie eine Glaubensfrage.

Nein. Ist es nicht. Das ist unwahr.

Wirksamkeit versus Erklärung

Es wird wieder einmal der relativ einfache Beweis der Wirksamkeit mit dem beliebig komplexen Prozess der Erklärungsfindung einer nachgewiesenen Wirksamkeit verwechselt. Eine leider weit verbreitete Unwissenheit, die ich unserem mangelhaften Schulsystem ankreide.

Dass Homöopathie nicht wirkt, wurde international in sehr vielen Studien bereits bewiesen. Da gibt es in der modernen Wissenschaft keine Zweifel. Hier gibt es nichts zu diskutieren. Das ist Faktum und keine Glaubensfrage.

Die vielen Einzel-Geschichten von Betroffenen sind allesamt durch den positiven Placebo-Effekt erklärbar oder teilweise leider auch erfunden.

Wenn es also um wirklich wirksame Maßnahmen geht, darf Homöopathie keine tragende Rolle spielen oder von Steuergeld finanziert oder durch Ärzte oder Apotheken irgendeine Art von Rechtfertigung erfahren. Man weiß, dass Homöopathie nicht mehr hilft als beispielsweise Traubenzucker, der oft als Placebo eingesetzt wird.

Ersteres, ein Verbot, führt allerdings zu weit. So viel Selbstverantwortung, so viel Mündigkeit wird man den Patienten schon zutrauen müssen. Zumal - wenn bei der Homöopathie etwas gilt, dann der Grundsatz: Nutzt's nichts, schadet's nichts. Darauf kann man sich im Zweifel verlassen.

Diese Ansicht wird dann zu einem enormen Problem, wenn es wirklich um die Gesundheit von Menschen geht.

Wenn ich eine ernsthafte Krankheit habe, werde ich auch nicht an Steinen lutschen, nur "weil es nicht schaden kann". (Fragen Sie bitte keinen Zahnarzt, was er davon hält.)

Ein Schaden ist ja nicht zu erwarten. Selbstredend sprechen wir hier nicht von ernsthaften Erkrankungen wie Krebs.

Leider ist das keinesfalls "selbstredend". Wenn man bei Schnupfen Homöopathie legitimiert und davon ausgeht, dass Menschen bei schwerwiegenden Krankheiten sowieso nicht auf Homöopathie setzen, der hat einerseits die Argumente der Homöopathie-Anhänger nicht gehört und andererseits ein Problem in der Argumentation.

Bei welcher Krankheit endet die Legitimation von Homöopathie? Wie stellt sich Herr Pink das vor? Schnupfen ist OK. Grippe ist OK. Masern ist nicht OK. HIV ist nicht OK. Wer verwaltet diese Liste? Wer schult die Esoterik-Anhänger, sich daran zu halten, anstatt auf die moderne Schulmedizin zu vertrauen?

Menschen, die der Argumentation von diesem Leitartikel folgen, werden sterben.

Im letzten Absatz des Leitartikels wird eine Studie zitiert, die angeblich die Wirksamkeit von Homöopathie bewiesen haben soll. Als ob Herr Pink mit dem ersten Teil seines Leitartikels nicht schon genug Schaden angerichtet hat.

Die Presse als Qualitätsmedium

Ich habe mich vor ein paar Monaten entschieden, Die Presse als Ausgleich zum nicht so gut nachvollziehbarem Informationsfluss aus sozialen Medien zu lesen. Das, was den Menschen an sozialen Medien abgeht, wird durch redaktionelle Arbeit von professionellen Journalisten bei Qualitätsmedien geleistet.

Vor ein paar Wochen gab es bereits einen heftig diskutierten frauenfeindlichen Artikel, wo ich zum ersten Mal meine Entscheidung für Die Presse hinterfragt habe.

Ich glaube, die PRESSE hat irgendeinen internen Wettkampf, um den absurdest möglichen Gastkommentar des Jahres. Bisher lag Leidenfrost klar vor Schwarz und Ortner. Doch heute ist Tschebull überlegen vorbeigezogen. Fürchte, die anderen Herren wird das eher anspornen.
Tweet von ArminWolf über absurde Gastkommentare der Presse.

Mit dem heutigen Artikel bin ich zum wiederholten Mal gezwungen, mir die Entscheidung für das Abo der Presse vor mir selbst zu rechtfertigen. Wissenschaftlich unumstritten bewiesene Fakten und somit Realität wird mit unqualifizierten Meinungen relativiert, als ob hier etwas zur Diskussion stünde. Das ist für jeden Journalisten-Neuling ein No-Go und für einen Leitartikel der Presse ein Skandal.

Mal sehen, wie lange das noch gut geht, mit meinem Presse-Abo.


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