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Ein Wort zur Wahl 08

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Die ÖVP hat ja bekanntlich Neuwahlen ausgerufen, die morgen stattfinden werden. Aus diesem Anlass, ein paar Kommentare von mir zum Wahlkampf, den ich (zeitlich) leider viel zu wenig mitverfolgt habe.

**SPÖ: Das muß ich schon sagen: genialer Schachzug vom Faymann, die Verlegung des Einlösens der Wahlzuckerl vor den Wahltermin. Damit kommen die anderen unter Zugzwang, man kann sich an den Vorstellungen der andere Parteien orientieren und damit sichere Befürworter erhaschen. Nach der Wahl gibt's weniger Umsetzungsdruck, weil man ja schon längst vorher eingelöst hat oder durch die anderen behindert wurde. Find ich taktisch echt klug. Inhaltlich war's für mich ein Hin- und Her zwischen "Jetzt tamma was - wurscht was" bis hin zu beinahe vertrauenswürdigenden Aussagen und Haltungen zum Thema "Ansehen der Politik bei den Wählern".

Heidrun Silhavy wurde als NR-Spitzenkandidatin nominiert und im Zuge dessen gab es hier in Graz überall Plakate mit dem Spruch "Ich weiß, dass unsere Spitzenkandidatin Spitze ist". Damit verleihe ich der SPÖ meinen Preis für den dümmsten Wahlslogan dieser Wahl. Endlich mal nicht die FPÖ oder das BZÖ :-)

**ÖVP: Der Molterer. Tja wie soll ich sagen. Ich finde den genauso berechnend und unsympathisch wie den Schüssel. Mit all seinen Versuchen, sich als staatsmännisch und zukunftsorientiert zu geben hat er bei mir wegen der Sturköpfigkeit in der Regierung nicht gepunktet. Da ist mir zu viel Egoismus und Taktik dahinter.

**Grüne: Sie wollen's diesmal wirklich wissen, wie es scheint. Nun denn. Sie haben ein IMHO wirtschaftlich und sozial recht vertretbares Programm aufgestellt, das Abschied von so manchen extremen Ansichten mit sich gebracht hat. Weiterhin gibt es nur wenige wirklich vertrauenswürdige Politiker in dieser Bewegung. Die sind darür aber in meinem Ansehen wirklich hoch. Das passt nur leider nicht immer zum Unterbau. Trotz allem denke ich, dass die Grünen bei den Regierungsverhandlungen eine wesentliche Rolle spielen werden. Angesichts der blau/orange/braunen Gefahr hoffe ich, dass sie nicht zu viel Wähler verlieren und noch einige dazubekommen. Aber angesichts der letzten Wahlergebnisse bin ich da leider noch etwas skeptisch.

**FPÖ: HC Strache. Ich glaube, da muss ich gar nicht viel mehr dazu schreiben. Der Typ ist einfach nur peinlich und populistisch. Inhaltlich schafft er es nur auf eine Ebene der Ablehnung und Aufhetzung. Wie immer sind an fast allen österreichischen Problemen ja nur die Ausländer schuld. Ein Auffangbecken für viele Leute, die die Fassade nicht ganz durchblicken.

**BZÖ: Der Haider ist wieder da. Aber nicht ganz. Er wird in Kärnten bleiben - sofern ihm nicht der Kanzler angeboten wird. Haha. Bequeme Taktik, wie gehabt: von Kärnten aus (traut er sich gar nicht mehr raus?) kann er entweder die Mitarbeit in einer eventuell orange gefärbten Koalition einheimsen und gleichzeitig aber lästern, wenn etwas nicht so gut bei der Bevölkerung ankommt. Nichtsdestotrotz muß ich aber zugeben, dass er bei den Fernsehdiskussionen überraschend gut rübergekommen ist. Seine Ich-habe-in-Kärnten-doch-alles-perfekt-gemacht-Taktik kommt sicher bei vielen Wählern sehr gut an. Mir wird jedoch bei so manchem Programm, bei so mancher menschenverachtenden Handlung, bei einigen Parteifreunden und beim Westi (so fort er auch sein mag) echt übel.

**KPÖ: Die Kommunisten haben nicht wirklich bundesweit eine Chance - auch wenn sie mit Graz eine Hochburg vorzeigen können. Das Programm ist zu dürftig, die Ideen zu unausgegoren, die Wählerschaft zu klein. Der Spitzenkandidat kommt nicht wirklich gut rüber.

**Fritz Dinkhauser: Hochmut kommt vor dem Fall, fällt mir da spontan ein. Auch wenn er in Tirol ein beachtliches Ergebnis aus dem Stand heraus bekommen hat, hätte er aus meiner Sicht trotzdem nicht den Fehler begehen sollen, es gleich danach national weiterzuprobieren. Damit kann er mit seiner Partei nur schlecht aussteigen. Und das wird ihm dann in Tirol auch etwas schaden. Inhaltlich dürftig.

**Die Christen: Diese Partei hat in meinen Augen die KPÖ an Weltfremdheit wesentlich überholt. Hoffentlich kommt bei uns nicht so eine fundamentale Welle wie in den USA. Das fände ich einen ziemlichen Rückschritt.

**LIF: Obwohl ich die Heide schätze und sie schon selber gewählt habe, wird das wohl nicht zuletzt wegen des Skandales um den Spitzenkandidaten nicht wirklich eine große Wahlergruppe anziehen. Inhaltlich war die Partei zu unklar definiert und der Mitregierungswille etwas zu hoch gesteckt.

**Rettet Österreich: Diese Gruppe kommt mir als Protestbewegung vor. Sie sind nicht für Vieles aber dafür gegen Vieles. Die Anti-EU-Hetze scheint mir in einigen Punkten sehr weit hergeholt und ich sehe da bei anderen Parteien einen wesentlich besseren "Schutz" gegen EU-Willkür. Das Programm ist mir viel zu wenig.

**Meine Prognose: SPÖ, ÖVP (beide verlieren und sind ca. gleichauf), FPÖ, Grüne (beide etwa gleich), BZÖ (etwas abgeschlagen), Rest.

Das Wichtigste zum Schluß: Geh' wählen!. Jeder, der nicht wählen geht, darf sich danach niemals unzufrieden zeigen, denn Nichtwähler unterstützen (aktiv) den Wahlausgang. Egal, wie er aussieht!

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