π

ÖAMTC Radversicherung und eigenwillige Auslegung im Schadensfall

Show Sidebar

Letztes Jahr kaufte ich mir zum Pendeln in die Arbeit (am Tag fast 27 Kilometer) anstatt eines Autos ein eBike. (Hierzu werden ziemlich sicher andere Blog-Beiträge folgen.)

Im Zuge der Anschaffung habe ich mir natürlich auch Gedanken gemacht, ob ich mir eine Versicherung nehme oder nicht. Das hier berichtet über meine Erfahrung mit der ÖAMTC Fahrrad-Diebstahlversicherung.

Kurzfassung/TLDR; Generali Versicherung hat eine eigenartige Art der Auslegung der Polizze und zahlt einen für mich eindeutig abgedeckten Fall nicht. Deren Zentrale in Wien war ebenso meiner Meinung, was auch nichts nutzte.

Weshalb eine Versicherung?

Insbesondere Graz ist leider Gottes eine Hochburg an Fahrraddiebstählen. Die Exekutive scheint nicht wirklich Interesse daran zu haben, die offenbar ebenso organisierte Kriminalität in dem Bereich ursächlich zu bekämpfen. Die Diebstahlsstatistik zeigt keinerlei Tendenz nach unten.

Ich selbst war mal bei einer Anzeige dabei, wo ein sehr teures und neues Mountainbike gestohlen wurde und ein dringender Tatverdacht inklusive höchwahrscheinlichem Zwischenversteck vom Diebsgut vorhanden war. Abgesehen davon, dass wir den Beamten "Mountainbike" buchstabieren mussten, damit er es tippen konnte, bekamen wir nur lapidare Aussagen wie "das wird wohl ein Student gewesen sein". Egal, ich drifte ab.

Ein neues, teures eBike in Graz (gegebenenfalls ohne Akku) auch als Stadtfahrrad verwenden zu wollen, schreit förmlich nach einer Versicherung.

Zusätzlich rüstete ich mich noch um 250€ mit Radschlössern der derzeit höchsten Sicherheitskategorie ein.

Wahl der Versicherung

Vergleichsdienste im Internet erleichtern die erste Recherche. In die engere Wahl kamen vier Versicherungen.

Die erste war die Zürich connect. Als Voraussetzung brauchte man ein Bügelschloss, kostete 674€ für drei Jahre und es gab einen 200€ Selbstbehalt im Schadensfall.

Die helvetia lief auf 10 Jahre mit 488€ pro Jahr und hier gab es einen Selbstbehalt von 20 Prozent aber mindestens 100€.

Die ARGUS Radversicherung hatte ich bei meinem vorigen Stadtrad in den ersten Jahren abgeschlossen. Leider gibt es hier derzeit keine Möglichkeit, ein teures eBike versichern zu lassen. Es wird daran gearbeitet aber das kann noch gegebenfalls lange dauern, bis es soweit ist.

Zu guter Letzt kam noch die ÖAMTC Fahrrad-Diebstahlversicherung in Frage, die in meinem Fall im Jahr 278€ kostet, dafür ohne Selbstbehalt bis zu 100% vom Neupreis abdeckt. Inklusive Beschädigung, inklusive Verwendung durch Dritte, unabhängig von einem bestimmten Schlossmodell.

Die UNIQA soll eine Haushaltsversicherung haben, wo das Fahrrad gut mitversichert ist. Doch mein Versicherungsmakler riet mir aus diversen Gründen davon ab, meine aktuelle Haushaltsversicherung aufzugeben.

Ich staunte nicht schlecht, was denn damit für Kosten verbunden sind. In meiner Erinnerung hatte ich wesentlich billigere Preise im Kopf.

Die Versicherungen mit Selbstbehalt fand ich nicht attraktiv, da die meisten Versicherungsfälle (bis auf Diebstahl des gesamten Rades) in diesem Bereich fallen. Mit schlechter Erfahrung in diesem Bereich (zwei Sättel inklusive Sattelstütze gestohlen, drei Reifen aufgeschlitzt, einen Sattel zerschnitten), war mir es durchaus ein Anliegen, dass auch hier die teure Versicherung einen Nutzen hat.

Insofern blieb nur die ÖAMTC-Versicherung übrig. Sie hat sich durchaus positiv in meinem Kriterienkatalog hervorgetan. Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus der Polizze:

Die Versicherung umfaßt die Beschädigung, die Zerstörung und den Verlust des Fahrrades sowie seiner Bestandteile und Zubehörteile durch Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Unterschlagung, Verwechslung und unbefugte Benützung.

Und natürlich die übliche Anzeigenpflicht:

Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, jeden Schaden dem Versicherer unverzüglich zu melden. Bei Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Unterschlagung und Verwechslung ist der zuständigen Sicherheitsbehörde innerhalb von 24 Stunden Anzeige zu erstatten.

Der Versicherungsfall

Im Jänner gab es dann leider einen Zwischenfall. Nicht nur, dass mir jemand in der an sich nur für Hausbewohner zugänglichen Tiefgarage ein paar Mal die Luft aus den Reifen gelassen hat - es wurde auch mein Gelsattel aufgestochen.

I am not amused.

Nun ja, ich habe ja gottseidank eine Versicherung, die den materiellen Schaden übernimmt. Hoffentlich wird das keine Rennerei. So dachte ich.

Ich rief bei der ÖAMTC Hotline an. Die haben mich auf eine Wiener Telefonnummer von der Radversicherung Generali verwiesen. Mein Anruf kam zu einem netten Mann, der nach der Schilderung meiner Situation klar sagte, dass das eindeutig abgedeckt ist. Er war nur nicht sicher, ob in diesem Fall eine Anzeige notwendig ist (siehe Zitat aus der Polizze oben). Nach Nachfragen bei seinem Vorgesetzten gab es grünes Licht. Ich solle einfach mit der Rechnung vom neuen Sattel und meinem Rad zu einer ÖAMTC-Filiale kommen. Dort wird das dann eingereicht und ich bekomme das Geld überwiesen.

Nun, das geht ja relativ unbürokratisch, dachte ich mir noch.

Gesagt, getan. Den Originalsattel konnte ich mangels MasterCard SecureCode (Absicht!) leider nicht im Internet bestellen. Insofern musste ich mich mit einem ähnlichen Modell zufrieden geben, das es bei Amazon gab. Bestellt und auch bald geliefert.

Mit der Rechnung und meinem Rad ging es dann zum ÖAMTC in die CvH und dort war das Procedere auch ein unkompliziertes. Die freundliche Dame hat alles ausgefüllt, es wurde meine Rechnung kopiert und ich solle das Geld bald am Konto haben.

Was ich im Smalltalk noch erfahren habe war, dass sie eigentlich selten Beschädigungen reinbekommen. Allerdings sind es sehr viele Diebstähle. Einer Kundin wurde bereits das dritte (gut versperrte) Rad gestohlen, sodass sie fürchtete, von der Versicherung nicht mehr genommen zu werden. Doch der Versicherung war das offenbar egal, sodass sie nach wie vor ihr Rad dort versichert hat.

Zu meiner Überraschung bekam ich Mitte Februar einen Brief von der Generali-Versicherung aus Graz.

[...] wir haben Ihre Schadensmeldung erhalten. Leider haben wir keine guten Nachrichten für Sie. Wir können den Ihnen entstandenen Schaden nicht ersetzen. Der Grund dafür ist:
Schäden durch Vandalismus sind nicht versichert
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir deshalb in diesem Fall keine Leistung erbringen können.
[...]

Jetzt war ich aber schon enttäuscht.

Ich habe mich extra bei der zuständigen Stelle erkundigt, ob denn der Fall abgedeckt ist und dann das.

Anruf beim Sachbearbeiter, der mir den Brief geschickt hat. Wenigstens gibt es da noch Namen und direkte Telefonnummern. Allerdings um zehn vor vier Uhr Nachmittags war dort niemand mehr erreichbar, sagte mir ein Kollege aus Kärnten, zu dem die Telefone umgeleitet wurden.

Am nächsten Tag am Vormittag angerufen, nahm eine Frau meinen Anruf entgegen. Ich würde gerne Herrn Soundso sprechen, meinte ich. Etwas schnippisch gab sie mir zu verstehen, dass das nicht geht und was ich denn brauche. Leider keinerlei Sympathiepunkte von der ersten Sekunde an.

OK, mit der irrsinnig langen Schadensnummer bekam sie mich schnell auf ihren Schirm. Sie erklärte mir in ihren Worten, dass Vandalismus nicht abgedeckt sei. Ich fragte, was denn dann der Unterschied zwischen "Vandalismus" und "Beschädigung" ist. Mit etwas Hin und Her bekam ich dann aus ihr raus, dass eine Beschädigung nur dann versichert ist, wenn sie durch "Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Unterschlagung, Verwechslung und unbefugte Benützung" verursacht ist.

Ich entgegnete ihr, dass ich das allerdings ganz anders interpretieren würde. Nämlich so, dass das mit "Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Unterschlagung, Verwechslung und unbefugte Benützung" nur den Verlustfall betreffen. Sie meinte nur, dass die Polizze eindeutig formuliert ist und Vandalismus nicht vorkommt.

Ich war ordentlich sauer.

Danach brachte ich das Argument, dass ich mich nach dem Schaden sofort an den ÖAMTC und in Folge an die Versicherung gewendet habe. Dort wurde mir auch gleich bestätigt, dass der Fall gedeckt sei. Ich habe leider nicht den Namen von dem Bearbeiter aber seine Büronummer, die ich gerne ansagen kann. Die "nette" Dame meinte nur, dass ich mir das sparen kann, denn sie kennt nicht jede Nummer in der Firma auswendig. Sie hat keine Ahnung, wer da in Wien was gesagt hat und die müssen sich auch an die Polizze halten.

Nebenbei bemerkte sie noch einen kleinen Widerspruch in der Polizze: "unbefugte Benützung" kann es gar nicht geben, weil das Rad versperrt sein muss. Das wäre also nur dann ein Fall, wenn ich neben dem unversperrten Rad stehe und jemand fährt davon und ich sehe es.

Sie bot mir nur an, dass sie mit dem Chef spricht und mich zurückruft.

Beim Rückruf eine Stunde später meinte sie, dass ihr Chef wegen der geringen Schadenssumme (etwas über 25€) dieses Mal eine Ausnahme macht. Das wird in der Akte vermerkt und im nächsten Fall geht das nicht mehr. Außerdem brauche ich das nächste Mal eine Anzeige, damit die Behörde informiert wird.

Dieses Mal bekomme ich gnädigerweise mein Geld erstattet. Den Passus mit "Beschädigung" muss ich leider aus meiner Versicherung gedanklich streichen - der ist sinnlos.

Ich bin ordentlich enttäuscht von der teuren Versicherung, weil sie meiner Meinung nach die Polizze sehr eigen und zu meinem Nachteil interpretiert, sodass es schon fast an Täuschung grenzt.

In diesem Fall ist es nicht wirklich der finanzielle Aspekt, der mich entzürnt. Es ist mehr die Art und Weise, wie mit mir als Kunden umgegangen wird und ich finde es sehr bedenklich, dass der Text der Polizze nicht in einfachem, klar verständlichem Deutsch verfasst wurde. Dass die Beschädigung faktisch nur im Einbruchs- oder Diebstahlsfall abgedeckt wird, hätte ich so nicht herausgelesen. Das kann man ohne großem Aufwand deutlich besser formulieren.

Fazit

Ich werde die Versicherung nicht noch einmal abschließen, verlängern oder empfehlen. Sie haben mich in diesem kleinen Fall so stark verunsichert, dass sie mich auf lange Zeit als Kunden verloren haben.

Meine sehr guten Schlösser und die Gewohnheit, das Rad immer zu einem fixen Gegenstand zu sperren müssen in Zukunft ausreichen, um mich vor Diebstahl zu bewahren. Beschädigungen ohne Diebstahl/Einbruch werden offenbar ohnehin nicht versichert.


Ähnliche Beiträge, die hierher zeigen:

Comment via email (persistent) or via Disqus (ephemeral) comments below: